Bilz-Preisverleihung am 3. Dezember 2020
Preisträger
KulturForum TürkeiDeutschland
Laudator
Doğan Akhanlı
Begrüßungsrede von Fritz Bilz
Begrüßungsrede von Fritz Bilz anlässlich der Preisverleihung am 3. Dezember 2020
Beginnen möchte ich meine Rede mit einem Blick auf die deutsche und türkische Politik deren Auswirkungen die Arbeit des Kulturforums Türkei Deutschland bestimmen.
Richten wir zunächst unser Augenmerk auf die Politik Erdogans in der Türkei.
Geprägt vom Islamismus und übersteigertem Nationalismus hat das Regime die Gesellschaft in der Türkei stark polarisiert und eine Pogromstimmung erzeugt. Das zeigt sich an gewalttätigen Aktionen gegenüber Kurden und armenisch stämmigen Menschen. Wer sich für Frieden in der Region Berg Karabach ausspricht, wird als Verräter beschimpft und von Nationalisten mit Gewalt bedroht.
Gesellschaftliche Werte werden zersetzt, Vorurteile werden verstärkt. Das drückt sich aus in Lynchangriffen gegen Armenier und Kurden. Nicht die Gewalttäter werden angeklagt, stattdessen Urteile gegen tausende kritische und oppositionelle Bürger, Journalisten, Akademiker, Künstler und Politiker, erlassen, die unter den Generalverdacht der Terrorunterstützung gestellt werden . Die Gewalt gegenüber Frauen wächst bis hin zu deren Ermordung, ebenso sexuelle Gewalt gegen Kinder.
Erdogan setzt das Parlament als Legislative außer Kraft und regiert mit Dekreten und Erlassen. Er lässt Bürgermeister verhaften und entsendet Zwangsverwalter.
Zivilgesellschaftliche Organisationen und Lehrkräfte ersetzt er durch islamisch-konservative Organisationen und Absolventen der Imamschulen.
Seine osmanischen Großmachtphantasien führen zu Aggressionen und Kriegen gegenüber den Nachbarn. Dieses kriegerische Verhalten soll vom wirtschaftlichen Desaster ablenken. Die Korruption im Lande hat nie dagewesene Dimensionen erreicht.
Aber auch nach Deutschland streckt Erdogan seine Finger aus. Über hier lebende AKP-Anhänger und ihre Organisationen schickt er Nationalismus und Islamismus in unser Land.. Nationalisten spionieren oppositionelle Kurden und Türken in Deutschland aus, denunzieren und bedrohen sie.
Kritisiert man dieses Verhalten, pochen sie hier auf Meinungsfreiheit, Demonstrationsfreiheit und Organisationsfreihei, Werte, die sie selbst in ihrem Land ablehnen und unterdrücken.
Erdogan Kritiker wie Can Dündar oder Cem Özdemir werden bedroht und brauchen Personenschutz.
Gegner des Erdogan-Regimes werden als „Terroristen“ verunglimpft. Gleichzeitig wird Deutschland, wenn es sich schützend vor diese Menschen stellt, als Unterstützer von „Terroristen“ beschuldigt.
Das sind die Rahmenbedingungen für die Arbeit des Kulturforum Türkei Deutschland. Es hat sich gegründet, um gegen diesen von der AKP-Regierung geschürten Hass zu wirken. Ein friedliches Miteinander von Türken, Kurden und Armeniern ist sein Ziel.
Um dies zu ermöglichen, braucht es politische Forderungen an die deutsche Bundesregierung, um Erdogan und seiner AKP-Regierung die Grenzen aufzuzeigen:
- Sofortiger Stopp aller Waffenlieferungen an die Türkei, denn diese dienen der Unterdrückung der eigenen Bevölkerung. Sie dienen der kriegslüsternen Politik der Türkei gegenüber Armenien, Syrien, Libyen und Libanon und richten dort großes Unheil unter der Zivilbevölkerung an.
- Die Lieferungen geschehen trotz des mit großer Mehrheit beschlossenen Waffenembargos gegenüber den Staaten, die in Krisengebieten an Kriegen beteiligt sind. Immer wieder schafft es die deutsche Waffenlobby mit ihrem Interessenvertreter der Deutschen Gesellschaft für Wehrkunde – dem deutschen Pendant der verbrecherischen amerikanischen National Rifle Association – dieses Waffenembargo zu durchbrechen.
- Genau wie die Verbrechen Deutschlands der NS-Zeit aufgearbeitet wurden, muss eine Aufklärung über die Verbrechen des Osmanischen Reiches, der späterenr Türkei gegen die Armenier, Kurden und Griechen erfolgen, die oft mit logistischer Unterstützung durch das Deutsche Reich als Bündnispartner geschahen.
- Die Oppositionsbewegungen in der Türkei müssen finanzielle, logistische und publizistische Unterstützung durch Deutschland bekommen.
- Alle finanzielle Unterstützung der Türkei muss gestoppt werden, solange die AKP-Regierung mit Erdogan am Ruder ist.
- Die AKP Aktivitäten in Deutschland müssen streng kontrolliert und unterbunden werden.
Das Kulturforum Türkei Deutschland braucht Unterstützung.
Es muss endlich mit einer dauerhaften soliden finanziellen Unterstützung ausgestattet werden und entsprechende Räume müssen für seine verdienstvolle Arbeit von der Stadt erhalten. Es ist ein Trauerspiel, dass sich die Zuschussgeber nicht einig sind, ob aus dem Kulturetat, dem Etat der Integrationsbehörde oder dem Topf für Migration Geld fließen soll. Sie schieben den schwarzen Peter hin und her und keiner fühlt sich für zuständig.
Die Stadt Köln muss Fördermöglichkeiten finden , um diese Informations-, Aufklärungs- und Beratungsarbeit zu finanzieren. Es ist in unserem Interesse, dass diese wertvolle Organisation, das Kulturforum Türkei Deutschland, sich auf eine sichere und dauerhafte Finanzierung verlassen kann.
Beenden möchte ich meine Rede mit einem Gedicht des türkischen Schriftstellers Nazim Hikmet, der 1963 im Moskauer Exil gestorben ist und fast 15 Jahre seines Lebens in türkischen Gefängnissen verbracht hat. Er schrieb dieses Gedicht im Gefängnis in den 1940er Jahren. Es geht über sein Land:
Es jagt im Galopp aus Mittelasien daher und streckt seinen Stutenkopf ins Mittelmeer unser Land.
Füße nackt, Zähne geklammert, blutig die Hand, ein Boden, wie seidener Teppich so weich, ist unsere Hölle, ist unser Himmelreich.
Nie mehr sollen Menschen Knechte von Menschen sein! Die Erde ist weit, ohne Grenzen, wir laden euch ein, kommt bald!
Leben, einzeln und frei wie ein Baum und brüderlich wie ein Wald, ist unser Traum …
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Laudatio von Doğan Akhanlı
Laudatio von Doğan Akhanlı anlässlich der Verleihung des Bilz-Preises an das KulturForum Türkei Deutschland am 3. Dezember 2020 in Köln
Prolog
Als der armenische Journalist Hrant Dink die Wochenzeitung Agos in Istanbul ins Leben rief und damit einen lebendigen Dialog zwischen der Tätergesellschaft und der Gesellschaft der Überlebenden begründete, nahm ich an einer Veranstaltung des KulturForums in Köln teil.
Die vor einem Vierteljahrhundert organisierte Veranstaltung mit dem Titel
„Kulturen der Vielfalt“ hat meine literarische und politische Arbeit enorm inspiriert und geprägt. Ich erinnere mich an einen Studenten aus Aachen, der amüsant und gleichzeitig bitter schilderte, wie der Istanbuler Beamte auf seinem Ausweis „Jude“ als seine Identität eingetragen hatte. Er sagte dem Beamter gegenüber, dass er nicht Jude, sondern Armenier und damit Christ sei. Darauf erwiderte der Beamte: „Armenier oder Jude, es ist ja gleich.“
Ich erinnere mich an den kurdischen Intellektuellen Hüseyin Erdem, der über die Täterrolle der Kurden während des Genozids an den Armenier sprach. Erdem wies darauf hin, dass Kurden, die heute selbst Opfer des repressiven türkischen Staates sind, damals beim Armeniergenozid oftmals selbst Täter waren.
Ich erinnere mich an den Istanbuler Unternehmer Ishak Alaton, der erzählte, wie das Eigentum der jüdischen, armenischen und griechischen Minderheiten durch die antisemitische rassistische Vermögensteuer regelrecht geraubt wurde. Das passierte während des Zweiten Weltkrieges, als die Nazis die europäischen Juden, Roma und Sinti fast ausgelöscht haben.
Ich erinnere mich an den Schriftsteller und Musiker Zülfü Livaneli, der die Menschenrechtverletzungen und Pressefreiheit in der Türkei thematisierte. Einer der Podiumsteilnehmer war Ralph Giordano. Giordano stellte am Ende die Frage, warum die türkischen Intellektuellen, die sich unermüdlich für Menschenrechte und Demokratie einsetzen, schweigen, wenn das Thema Armeniergenozid zur Sprache kommt. Giordano wusste, wovon er redete.
Er wurde nämlich selbst zum Ziel der Bedrohungen von türkischen Nationalisten, als sein Dokumentarfilm „Die Armenische Frage existiert nicht mehr?“ im WDR gesendet wurde.
Ich möchte damit unterstreichen, das KulturForum zu den wichtigen Pionieren im deutschsprachigen Raum gehörte, die eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Gewaltgeschichte der Türkei initiiert und dabei massive Angriffe in Kauf genommen hat.
KulturForum : Teil der Revolte
Anfang der 2000er Jahre erlebte die Türkei die Geburt, vielleicht auch die Wiederauferstehung der Zivilgesellschaft, die 20 Jahre zuvor in einem Militärputsch niedergeschlagen worden war. Sie wollte Gerechtigkeit. Aber sie dachte dabei nicht an die Opfer des Massenmordes zu Beginn des vorausgegangenen Jahrhunderts. Für sie hieß Gerechtigkeit Erfolg im Kampf für Demokratie und Menschenrechte jetzt. Heute. Den Völkermord sparte sie in ihrem Denken und Wollen aus. Die türkische Zivilgesellschaft verkannte deshalb auch den unüberbrückbaren Konflikt zwischen sich und den Armeniern im In- und Ausland. Bis zum Mord an Hrant Dink im Jahr 2007, der getötet wurde, weil er in seiner Wochenzeitung Agos von der Geschichte der Adoptivtochter des türkischen Staatsgründers Atatürk erzählt hatte. Sie war Armenierin, ihre Eltern wurden 1915 umgebracht. Nach der Enthüllung ihrer so lange verleugneten Biographie heulten die Nationalisten auf und sie begannen eine öffentliche Hetzkampagne gegen den Freund des KulturForums Hrant Dink. Sie bedrohten ihn, sie erklärten ihn für vogelfrei und schließlich ermordeten sie ihn 2007 in Istanbul. Polizisten nahmen den Täter fest, aber sie sperrten ihn nicht in eine Zelle, sondern feierten gemeinsam mit dem Mörder die Tat.
Hrant Dink war es zu Lebzeiten lediglich gelungen, eine Minderheit der türkischen Bevölkerung dafür zu gewinnen, das Schweigen zum Völkermord an den Armeniern zu beenden und die Aufarbeitung zu fordern. Nach seiner Ermordung und der offensichtlichen Rolle des Staates dabei entwickelte sich allerdings eine Bewegung, die regelrecht zu einer Revolte wurde.
Zu offensichtlich war mit dem Mord geworden, dass eine verleugnete Gewaltgeschichte niemals nur stumme Geschichte bleibt, dass sie nicht einfach Staub in den Akten ansetzt, dass sie niemals vergeht, sondern dass sie tötet.
Immer wieder: tötet. Wie mit einem Fluch belegt, dem Fluch der Wiederkehr.
Diese Massenproteste nach der Ermordung von Hrant Dink waren die erste Revolte für historische Gerechtigkeit in der Türkei. Das war ein epochaler Erkenntnisgewinn.
Das KulturForum hat 2008 gemeinsam mit dem Verein Menschenrechtverein Türkei Deutschland – TÜDAY das Hrant Dink Forum gegründet. Seitdem wurden zahlreiche Gedenkveranstaltungen in Köln durchgeführt.
In diesem Zusammenhang ist der Dokumentarfilm „Mordfall Hrant Dink – Armenier in der Türkei“ von Osman Okkan unbedingt zu erwähnen. Es ist kein Zufall, dass das KulturForum wieder gemeinsam mit TÜDAY eine Gedenkveranstaltung für Tahir Elçi organisiert hat. Vor 5 Jahren, am 28.
November 2015, wurde der kurdische Rechtsanwalt Tahir Elçi am helllichten Tag und in aller Öffentlichkeit in Diyarbakır ermordet. Elçi war Vorsitzender der Anwaltskammer Diyarbakır und ein international anerkannter Menschenrechtler, der sich für eine friedliche Lösung der kurdischen Frage einsetzte.
KulturForum : Als Vermittler der Transkulturalität
Ich lese aus der Webseite des KulturForums heraus, dass das KulturForum Türkei Deutschland in den 1980er Jahren durch Kulturschaffende und Medienexperten gegründet wurde. Obwohl dort keine Namen erwähnt wurden, ist nicht schwer zu vermuten, dass einer davon Osman Okkan sein muss. Seine Engagement ist mit dem KulturForum so eng verbunden, dass ich trotz meiner Recherchen nicht konkret benennen kann, wo das KulturForum beginnt, und wo Osman Okkan endet.
Bevor das KulturForum als Begriff in Köln auftauchte, war Osman Okkan schon ein bekannter Journalist. Seine Stimme war den Einwanderern aus der Türkei sehr vertraut. Als Moderator führte er viele Jahre durch die türkischsprachige WDR- Informationssendung „Köln Radyosu“, brachte deutsch-türkische Themen ein, erklärte und kommentierte sie einem breiten Publikum. Köln Radyosu war für die Menschen, die als „Gastarbeiter“ nach Deutschland geholt worden waren, nicht nur eine seriöse Radiosendung, sondern auch eine Stimme, in der sie ein Heimatgefühl bekommen konnten.
Zudem hat Osman Okkan bis heute viele beachtliche Filmdokumentationen für das Fernsehen herausgegeben. Die Themen befassten sich mit der zeitgenössischen Türkei, ihrer politischen Zerrissenheit und ihren Widersprüchen sowie mit ihren intellektuellen Führungsfiguren und der ambivalenten Geschichte. Osman Okkan ist einer der wenigen Pioniere, der sich leidenschaftlich in der intellektuellen Kulturvermittlung zwischen der Türkei und Deutschland und im KulturForum Türkei Deutschland engagiert hat. Das KulturForum initiierte zahlreiche Projekte: Begegnungsprogramme führten hunderte Journalistinnen und Journalisten aus der Türkei, aus Deutschland und Armenien zusammen.
In zahlreichen Treffen sprachen die Medienmacher mit hochrangigen Politikern. Das KulturForum ist bis heute Veranstalter unzähliger Symposien, Konferenzen und Kunst-, Kultur- und Literaturveranstaltungen.
Einer der wichtigsten Personen im Hintergrund, der in der Entstehungsgeschichte des KulturForums eine wichtige Rolle spielte, war Cenap Boztepe. Da er sowohl die türkische, als auch die deutsche Sprache perfekt beherrscht, übersetzte er die intellektuellen Gäste aus der Türkei so präzise und so eindrucksvoll, dass man nicht genug davon bekam, ihm zuzuhören
KulturForum: Als Ort der Solidarität
Die auf dem Weg zur Demokratisierung unternommenen Schritte wurden in der Türkei alle zehn Jahre durch Militärputsche und militärische Memoranden unterbrochen, und der Ausnahmezustand wurde in der Türkei zur Regel. Erdoğan, der zunächst den Eindruck erweckte, ein Reformer zu sein, hat im Laufe der Jahre immer mehr despotische Züge angenommen. Der Putschversuch vom 15. Juli 2016 diente ihm, seine Macht zu erhalten. Innerhalb der kürzesten Zeit stieg die Türkei zu dem Land mit den meisten inhaftierten Journalist*innen und Schriftsteller*innen weltweit auf. In kürzester Zeit wurden Tausende Menschen verhaftet und Abertausende aus ihren Ämtern entlassen, viele flohen ins Exil.
Das KulturForum setzte seine Solidaritätsarbeit fort. Es wurden viele Einzelveranstaltungen sowie eine Reihe von langfristigen Projekten konzipiert und in Kooperation mit verschiedenen Partnern umgesetzt.
Mit der Lesereihe „Stimmen der Freiheit“ machte das KulturForum die Werke der verfolgten, verbotenen, inhaftierten Schriftstellerinnen und Schriftstellern einem breiten Publikum bekannt. Zusammen mit lit.Cologne hat das KulturForum Türkei Deutschland einen „Rechtshilfefonds“ gegründet. Dieser Rechtshilfefonds konnte seit seiner Gründung mit Hilfe von zweckgebundenen Spenden schon einer Vielzahl von Menschen in und aus der Türkei auch materiell helfen.
Zum Schluss möchte ich erwähnen, dass ich persönlich die Solidarität 2010 und 2017 während meiner Verhaftungen in Istanbul und Granada selbst erfahren durfte.
Erlauben Sie mir eine persönliche Erinnerung, die mich mit Osman Okkan verbindet. Als ich 2010 aus der Haft entlassen wurde, rief Osman Okkan mich in Istanbul an. Wir haben uns in einem Café am Bosporus getroffen. Er brachte mir eine Flasche Rotwein mit. Nun habe ich auch einen Rotwein für die Feier des Bilz-Preises dabei. Ich werde sie später überreichen. Ich gratuliere dem Preisträger ganz herzlich und erhebe ein Glas Rotwein auf alle, die das KulturForum bis zum heutigen Tag begleitet haben und ihn in die Zukunft begleiten. Prost!
Dankesrede von Osman Okkan
Dankesrede von Osman Okkan anlässlich der Verleihung des Bilz-Preises an das KulturForum Türkei Deutschland am 3. Dezember 2020 in Köln
Liebe Frau Bilz, lieber Herr Dr. Bilz, liebe Jury-Mitglieder,
liebe Freundinnen und Freunde
wir fühlen uns geehrt und gerührt, den renommierten Bilz-Preis entgegennehmen zu dürfen. Mit der diesjährigen Wahl der Jury wird die Arbeit des KulturForums Türkei Deutschland gewürdigt, die Arbeit von unzähligen Kultur- und Medienschaffenden und von Menschenrechtsaktivist*innen, die in den vergangenen beinahe 30 Jahren unter dem Dach des KulturForums versucht haben, Impulse zu setzen – für eine friedlichere Welt, für Demokratie und Menschenrechte, für Vielfalt und Toleranz und gegen Hass und Fremdenfeindlichkeit – ganz im Sinne der Bilz-Stiftung, zu deren Zielen und Wirken wir uns stark verbunden fühlen.
In einer Reihe mit so verdienstvollen Preisträgerinnen und Preisträgern wie beispielsweise dem Kölner Appell gegen Rassismus e.V. und dem Friedensbildungswerk Köln zu stehen, bedeutet eine wertvolle Bestätigung unserer langjährigen Arbeit. Es freut uns besonders, dass unsere international ausgerichtete Arbeit eine solche Beachtung und Würdigung durch die Kölner Stadtgesellschaft erfährt.
Unser ganzer Einsatz und Engagement galten und gelten der Förderung und Verbreitung dieser Ideale; das darf ich vielleicht als einer der Initiatoren und Mitwirkenden des KulturForums quasi seit seiner Geburtsstunde mit gutem Gewissen behaupten.
Wir danken voller Rührung und Stolz, denn wir dürfen uns vielleicht auch ein wenig stolz fühlen darauf, dass in einem denkwürdigen, von einer Pandemie gezeichneten Jahr, in dem Förderung von Kunst und Kultur fast keine Rolle spielt, wir als eine Kultureinrichtung mit diesem Preis ausgezeichnet werden.
Denn auch das gehört zu unseren uns selbst gestellten Herausforderungen, dass wir uns für die Rechte der Minderheiten einsetzen und für eine offene, ehrliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, damit wir gemeinsam an einer friedlichen und gerechten Zukunft mitwirken können, ob in Deutschland oder in der Türkei, überall auf der Welt.
Deshalb widmen wir diesen Preis all denen, die sich für diese Ideale eingesetzt haben und einsetzen, zum Teil unter Einsatz ihres Lebens, auf Kosten ihrer Freiheit, unter Androhung von Folter und Unterdrückung – wie dies zur Zeit in vielen Regionen der Welt der Fall ist – zurzeit auch und vor allem in der Türkei, in der alle politisch Andersdenkenden, aber auch Kurden, Armenier, Aleviten und andere Minderheiten aufgrund ihrer Herkunft, Sprache und Religion weiterhin massiv unterdrückt werden – vor den Augen der westlichen Welt, die sich gerne auf ihre Werte beruft und doch lieber wegschaut, wenn moralische Anforderungen wirtschaftliche Konsequenzen haben – wie auch bei der unmenschlichen Behandlung der Flüchtlinge.
Einmischung erwünscht, sagte Heinrich Böll, den ich noch als relativ junger Journalist in seinem Haus in Bornheim einige Male besuchen dürfte und der mit seiner moralischen Einstellung die ersten Impulse gab für die Initiative, die schließlich zur Gründung des KulturForums führte.
Permanente Einmischung gegen die Missstände in Politik und Gesellschaft haben unsere Ehrenvorsitzenden Yasar Kemal und Günter Grass ebenso praktiziert, wie viele engagierte Kunst und Kulturschaffende; alle Menschen, die sich gegen Unrecht und Unterdrückung auflehnen. Deshalb werden wir weitermachen und uns weiterhin einmischen, uns mit der sanften Kraft der Vernunft, mit Mitteln der Kunst und Kultur für die Benachteiligten einsetzen.
Wir danken Ihnen! Dieser Preis ermutigt uns, unsere Solidaritätsarbeit mit Ihnen gemeinsam fortzusetzen.
Presseerklärung
Bilz-Preis 2020 vergeben
Die 1998 in Köln gegründete Bilz-Stiftung zeichnet jährlich eine gemeinnützige Initiative aus, die sich entweder der Völkerverständigung widmet, sich für politisch, rassisch oder religiös Verfolgte einsetzt oder sich gegen die Diskriminierung von Minderheiten wehrt. Seit Gründung sind somit weit über 150.000 Euro an Fördergelder vergeben worden.
Der Vorstand der Bilz-Stiftung hat beschlossen, im Jahre 2020 den Bilz-Preis in Höhe von 5.000 Euro an das KulturForum Türkei Deutschland mit Sitz in Köln zu verleihen.
Die Bilz-Stiftung möchte damit das Engagement für verfolgte Schriftsteller und Künstler in der Türkei und ihre Arbeit für die Aussöhnung von Armeniern und Türken unterstützen.
Seit 1993 hat die Initiative kontinuierlich und erfolgreich zwei Ziele verfolgt: zum einen grenzüberschreitende kulturelle Begegnungen, Austausch und Verständigung und zum anderen die Verbesserung des Zusammenhalts der Kulturen in der vielfältigen deutschen Gesellschaft mittels Kultur- und Medienarbeit.
Das Kulturforum erfüllt damit in herausragender Weise das in der Satzung der Stiftung festgelegte Ziel der Völkerverständigung.
Der Preis soll Unterstützung für die zukünftige Arbeit sein.
Videos
Fritz Bilz Rede 2020
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