Bilz-Preisverleihung am 02. Dezember 2014
Preisträger
Laudator
Laudatio von Hedwig Neven DuMont
Laudatio zur Bilz-Preisverleihung am 02. Dezember 2014 von Hedwig Neven DuMont
Sehr geehrte Damen und Herren,
in diesem Jahr wird zum fünfzehnten Mal der Bilz-Preis vergeben. Diese Auszeichnung in Höhe von 5.000 Euro erhält heute der Kölner Appell gegen Rassismus.
Wie entstand dieser Verein und was sind die Schwerpunkte seiner Arbeit?
Der Kölner Appell gründete sich im März 1983, als durch die politische Wende auch eine Wende zum Schlechteren in der Ausländerpolitik der neuen Bundesregierung eintrat.
In kurzer Zeit sammelte er über 30.000 Unterschriften für den „Kölner Appell gegen menschenfeindliche Ausländerpolitik“. Zu den Erstunterzeichnern gehörten unter anderen der Schriftsteller Heinrich Böll und der Journalist Werner Höfer. Das Bundeskanzleramt weigerte sich damals, diese Unterschriften entgegenzunehmen.
In vielen öffentlichen Veranstaltungen, monatlichen Plenen, Info-Ständen, Flugblättern und Demonstrationen wurde die Öffentlichkeit über diesen Schwenk in der Ausländerpolitik informiert.
Der 1987 ins Vereinsregister eingetragene gemeinnützige Verein begann ab jetzt Flüchtlinge konkret bei ihren Asylverfahren und anderen Problemen mit Behörden zu unterstützen. Dafür stellte er drei Sozialberater ein.
Die Öffentlichkeitsarbeit blieb weiterhin wichtigster Bestandteil der Arbeit des Kölner Appells. So organisierte er 1990 Demonstrationen gegen das neue Ausländergesetz, bot Informationsveranstaltungen zum Thema „Datenschutz und Ausländergesetz“ an und stellte multikulturelle Feste auf die Beine.
1993 begann die Hausaufgabenhilfe für Kinder in Ehrenfelder Flüchtlingsheimen und umliegenden Straßen; bis heute ein wichtiges Standbein der Arbeit.
1994 wurde der Kölner Appell von der Stadt als interkulturelles Zentrum anerkannt. Informationsveranstaltungen mit der Herausgabe eigener Leitfäden für die Ausländerbetreuung ergänzten die Arbeit.
Aber das Feiern kam auch nicht zu kurz. Mit Flüchtlingen wurden diese organisiert. Viele ausländische Spezialitäten konnten somit auch die deutsche Nachbarschaft von dem kulturellen Zugewinn überzeugen.
Für seine Arbeit zeichnete der Landschaftsverband Rheinland 1996 den Kölner Appell mit dem Rheinlandtaler aus.
Auf Initiative des Vereins wurde ein Jahr später die „Kölner Rechtshilfe gegen die Abschiebung von Gefangenen“ gegründet. Bis heute werden ausländische Strafgefangene unterstützt und in der Kölner Haftanstalt durch die Straffälligenhilfe betreut.
Aber auch in den Schulen wurde die Ausländerpolitik problematisiert. So wurde ein Plakatwettbewerb zum Thema „Alltag in Deutschland im Europäischen Jahr gegen Rassismus“ ausgeschrieben und die Prämierung des besten Plakats öffentlich feierlich begangen. Inzwischen war der Kölner Appell durch den Jugendhilfeausschuss des Kölner Stadtrates als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt und konnte somit zu öffentlichen Mitteln für die Arbeit kommen.
In Zusammenarbeit mit der Universität zu Köln erwuchs 1999 an der Forschungsstelle für interkulturelle Studien das Forschungsprojekt „Die Überrepräsentation ausländischer Jugendlicher in Untersuchungshaft und Strafvollzug“. Es ist aus der Arbeit des Kölner Appells im Bereich Haftvermeidung entstanden.
Im gleichen Jahr wurden für Flüchtlingskinder aus der Hausaufgabenhilfe die ersten Wochenendausflüge durchgeführt. Jugendliche mit wachsendem Zuspruch, so auch in diesem Jahr.
Diese Aktionen wurden ständig ausgebaut. So folgten Eifelfahrten und ab 2008 die jährliche Amelandfahrt für Kinder und Verstärkt kümmerte sich der Verein nun auch um die Eltern der betreuten Kinder. Ein erstes Ergebnis war das Elternfest.
Das vom Kölner Appell herausgegebene „Stadtbuch gegen Rassismus und Antisemitismus“ wurde überarbeitet und im September 2003 in der 2. Auflage vorgestellt.
Mehrfach wurde der Verein ausgezeichnet, so 2003 und 2008 vom Bündnis für Demokratie und Toleranz. 2008 erhielt die neu gegründete Zeitungs-AG den WDR-Kinderrechtspreis für ihre Zeitschrift „Körnerstraße 77“, die seither regelmäßig erschienen ist. Letztes Jahr sind die Kinder des Kölner Appells für ihr Engagement für die Kinderrechte als UNICEF Junior-Botschafter in der Frankfurter Paulskirche ausgezeichnet worden.
Ab 2007 begann die Lebensmittelunterstützung für arme Familien. Über Jahre hat die Forma „digital river“ die Kinder des Kölner Appells unentgeltlich mit Mittagessen versorgt. Bis heute bringt einmal wöchentlich die „Kölner Tafel“ Lebensmitteln. Mitarbeiter des Kölner Appells organisieren die Verteilung.
Im Oktober 2008 bezog der Kölner Appell die großzügigen Räumlichkeiten in der Overbeckstraße in Ehrenfeld. Leider mussten er diese Räume im Sommer dieses Jahres verlassen und hat nun seinen Sitz im Bürgerzentrum Ehrenfeld.
Inzwischen werden regelmäßige Gesundheitsberatungen von drei Ärzten vom Kölner Appell angeboten.
Dies waren nur Ausschnitte der vielen Aktivitäten des Kölner Appells. Allein diese haben die Bilz-Stiftung bewogen, den Bilz-Preis in diesem Jahr an den Kölner Appell zu verleihen.
Der Bilz-Preis 2014 in Höhe von 5.000 Euro geht an den Kölner Appell gegen Rassismus e.V. mit folgender Begründung:
„Seit 1987 setzt sich der Verein „Kölner Appell“ durch Hilfe bei Asylverfahren und Behördengängen für Flüchtlinge ein. Außerdem baute der Verein Hausaufgabenhilfen für Flüchtlingskinder auf, organisiert Nachbarschaftsfeste, gibt eine Kinder- und Jugendzeitschrift heraus und ermöglicht Ferienmaßnahmen für Flüchtlingskinder. Der Verein leistet damit einen herausragenden Beitrag zur Völkerverständigung.“
- Bilz-Preis Zeitleiste